Die kurze Geschichte des Mitropapokals

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verschärften die mitteleuropäischen Spitzenvereine ihre Bemühungen, einen länderübegreifenden Wettbewerb zu etablieren, um ihre Vormachtstellung auf dem Kontinent zu stärken und wirtschaftliche Gewinne zu erzielen. Als Haupttriebfeder galt der österreichische Verband um den umtriebigen Funktionär Hugo Meisl. Der Mitropapokal, oder Mitropa Cup, gilt somit als Vorläufer des Europapokals der Landesmeister, auch wenn bei diesem 1927 gestarteten Wettbewerb mehr Teams als nur die jeweiligen Landesmeister starteten.

Teilnehmer waren zunächst die Klubs aus den Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns, also eben Österreich, Ungarn, die Tschechoslowakei und der Staat der Slowenen, Kroaten und Serben (später Jugoslawien), die zu diesem Zeitpunkt bereits den Profifußball eingeführt hatten und somit Vorreiter auf dem europäischen Festland waren. Offiziell hieß der Wettbewerb La Coupe de l’Europe Centrale, ab 1929 nahmen auch italienische, später zusätzlich rumänische und Schweizer Teams teil, ehe der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dem Mitropa Cup 1940 ein jähes Ende bereitete. 1955 wurde der Wettbewerb wiederbelebt, stand jedoch im Schatten des Europapokals und erlangte nie die Bedeutung seiner ersten Variante. 1992 wurde er letztmals ausgetragen. Dieser kurze historische Überblick beschränkt auf die erste Epoche.

1927 | Sparta Prag

Die erste Ausgabe startete im August 1927, also gut drei Jahre vor der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay. Im direkten K.o.-Modus ab Viertelfinale trafen die Meister und Pokalsieger aus den Gründungsnationen aufeinander. Alle teilnehmenden Klubs exisitieren noch heute, größtenteils unter demselben Namen, gehören aber schon lange nicht mehr zur kontinentalen Spitze. Zu einem Kuriosum kam es im Halbfinal-Duell zwischen Hungária FC Budapest (später MTK) und Sparta Prag: Nach einem 2:2 in Budapest trennten sich beide Teams im Rückspiel im Stadion Sparta 0:0. Eigentlich sollte ein Wiederholungsspiel her, doch die Prager legten erfolgreich Protest gegen den Einsatz von Hungárias Kapitän Kálmán Konrád ein, der nach den Bestimmungen des Mitropa Cups nicht teilnahmeberechtigt war. Der in Plankenburg (heute: Serbien) geborene Ungar galt als einer der feinsten Techniker seiner Zeit und ließ seine aktive Laufbahn gerade in seinem Heimatverein ausklingen, nachdem er von 1919-26 beim Wiener SK unter Vertrag stand, wohin ihn Hugo Meisl gelotst hatte. 1928 startete Konrád seine Trainerlaufbahn … beim FC Bayern München.

Josef Silný

Im ersten Finale der Mitropapokal-Geschichte empfing der tschechoslowakische Meister Sparta Prag schließlich Rapid Wien und fegte den österreichischen Pokalsieger mit 6:2 aus dem Stadion Sparta. Zwei Tore gingen auf das Konto von Josef Silný, der am Ende mit fünf Treffern erster Torschützenkönig dieses Wettbewerbs wurde. Silný setzte seine Karriere später in Frankreich fort und wurde mit der Tschechoslowakei Vize-Weltmeister 1934. Trotz der hohen Hinspiel-Pleite strömten am 13. November 1927 rund 40.000 Menschen in das Stadion Hohe Warte und sahen aufopferungsvoll kämpfende Rapidler, die durch Franz Weselik und Johan Luef sogar eine 2:0-Führung herausschossen, ehe Silný sieben Minuten vor Schluss mit dem 2:1 alle Hoffnungen zerstörte. In einem Zeitungsbericht heißt es: „Am Ende der »Schlacht« erfolgte unter ohrenbetäubenden Pfuirufen die Pokalübergabe an den verdienten Gesamtsieger, dessen Kapitän und Weltklassemittelläufer Karel Pešek von einem Steinwurf am Kopf getroffen wurde. Schließlich mußten 200 Wiener Polizisten und Berittene die Prager Spieler und den Referee vor dem aufgebrachten Publikum schützen […] da zuviel Österreicher es nicht wahrhaben wollten, daß der Pokal nach Prag an die teschnisch bessere Elf wanderte.“ Karel „Káďa“ Pešek war ein sportliches Multitalent und stürmte nebenbei auch für Spartas Eishockey-Team. Mit der tschechoslowakischen Eishockey-Nationalmannschaft gewann er bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen Bronze.

1928 | Ferencváros Budapest

Der Titelverteidiger war nicht dabei. Sparta Prag hatte das Pokal-Finale gegen den Lokalrivalen Slavia verloren, die Meisterschaft ging sensationell an den kleinen Stadtteilklub Viktoria Žižkov, der sich im Viertelfinale des Mitropa Cups mühelos gegen HŠK Građanski Zagreb, den Vorläufer von Dinamo, mit 8:4 in der Addition durchsetzte. Im Halbfinale traf Viktoria auf Vorjahresfinalist Rapid Wien und erlebte ein Wechselbad der Gefühle: Franz Weselik brachte die Österreicher mit einem Hattrick in Prag 3:1 in Führung, doch dann sah sein Teamkollege Roman Schramseis die Rote Karte und Jan Dvořáček schnürte seinerseits einen Dreierpack zum 4:3 für Žižkov. Rapid wendete schließlich noch das Blatt durch einen 3:2-Erfolg im Rückspiel, das ein Entscheidungsspiel erforderlich machte, das die Österreicher mit 3:1 gewannen, womit sie erneut ins Finale einzogen.

József Takács

Hier wartete der ungarische Vertreter Ferencváros, der bereits im Viertelfinale hatte aufhorchen lassen, als die beiden Stürmer József Takács und József Turay den Beogradski SK (später OFK Belgrad) in Summe 13:1 zerlegten. Beim 7:0-Auftaktsieg in Belgrad traf Takács vier, Turay drei Mal. Erheblich mehr Mühe hatten die Ungarn dann mit Admira Wien, gewannen aber unterm Strich beide Begegnungen: Takács besorgte den 2:1-Siegtreffer auf der Hohen Warte, im Stadion Üllői út erzielte Izidor Rázsó das Tor des Tages. Das Finale wurde für Rapid zum Debakel. Im zweiten Anlauf, den Mitropapokal zu holen, ging das Team von Trainer Eduard Bauer im Donau-Duell böse unter. 7:1 hieß es nach dem Hinspiel in Budapest, Tákács netzte drei Mal ein und sicherte sich mit zehn Treffern die Torjägerkanone. Der Mann, den sie „Kis Taki“ nannten, erzielte in 32 Länderspielen für Ungarn 26 und in 355 Liga-Spielen für „Fradi“ sagenhafte 360 Tore. Im Rückspiel verkaufte sich Rapid teuer und führte zwischenzeitlich sogar 5:2, doch die Partie endete mit 5:3 und dem Triumph des Ferencvárosi TC. Die bisdahin schwachen Auftritte der jugoslawischen Teilnehmer und das große Interesse Italiens führten dazu, dass in der darauffolgenden Saison italienische Klubs die Teams vom Balkan ersetzten.

1929 | Újpest Budapest

Während nach und nach auch in anderen Ländern Profiligen auf nationaler Ebene eingeführt wurden (Spanien, Frankreich) bzw. schon länger existierten (England, Schottland), blieb der Mitropa Cup eine geschlossene Gesellschaft mitteleuropäischer Klubs. 1929 wurden allerdings die jugoslawischen Vereine ausgeschlossen, da König Alexander I. die Königsdiktatur ausgerufen hatte. Für sie sprangen gerne italienische Mannschaften in die Bresche, allerding hatte der Verband ein Problem: Der italienische Meister 1929 stand noch nicht fest, da das Finale zwischen dem Meister der Divisione A (Torino) und der Divisione B (Bologna) zeitgleich mit dem Viertelfinale im Mitropa Cup angesetzt war. In der Folgesaison sollte Italien seinen Meister erstmals in einer nationalen Liga ermitteln, doch für 1929 musste eine andere Lösung gefunden werden, und so wurden Qualifikationsspiele zwischen anderen Klubs als den unmittelbar hinter den Divisionsmeistern platzierten Teams ausgespielt, wobei sich Juventus und Genova 1893 durchsetzten.

István Avar

Die Italiener schieden sang- und klanglos in Runde eins aus, Juventus blieb gegen Slavia Prag chancenlos (1:0, 0:3), Genova ging bei Rapid Wien 1:5 unter (Rückspiel 0:0). Sparta Prag kam bei Újpest Budapest überraschend mit 1:6 unter die Räder. Im Stadion an der Hungária körút führten die Hausherren bereits nach acht Minuten durch von Gábor Szabó verwandelte Strafstöße mit 2:0. Nach dem Seitenwechsel packte der rumänischstämmige Ștefan Auer (ungarisch: István Avar) einen Dreierpack drauf. „Ricsi“ Avar lief in seiner Karriere sowohl für die rumänische als auch für die ungarische Nationalmannschaft auf. Im Rückspiel auf dem Prager Letná-Hügel, wo sich das Stadion Sparta befindet, ging es drunter und drüber, Jan Knobloch brachte die Tschechen 2:0 in Führung – doch dabei blieb es. Als der Újpester Kapitän József Fogl die Rote Karte sah und das Feld durch ein Zuschauerspalier verlassen musste, wurde er kurzerhand blutig geschlagen, später kam es in der Kabine der Ungarn, in die rabiate Sparta-Fans eingedrungen waren, zu einem Handgemenge. Wie schon im Jahr zuvor war der Titelverteidiger nicht am Start: Ferencváros hatte sich nicht qualifizieren können, dafür drang Lokalrivale Újpest nach einem Entscheidungsspiel gegen Rapid ins Finale vor, Avar erzielte beim 3:1 n.V. in Prag alle drei Tore für die Ungarn.

Im Endspiel wartete Slavia Prag, das sich gegen First Vienna durchgesetzt hatte. Antonín Puč, der fünf Jahre später im WM-Finale gegen Italien (1:2) die zwischenzeitliche 1:0-Führung für sein Land erzielte, traf zwei Mal bei der 2:3-Niederlage in Wien und zwei weitere Male beim 4:2-Rückspielerfolg. Gegen die Ungarn war Slavia allerdings chancenlos. 5:1 gewann Újpest die erste Partie in Budapest, die Torjäger Puč (1:1) und Avar (2:1), der mit zehn Treffern Torschützenkönig wurde, trafen je einmal. Das Rückspiel endete 2:2 und war spannender, als es das Endergebnis aussagte, da Slavia zwischenzeitlich 2:0 führte und der ungarische Keeper János Aknai einen Strafstoß parierte. Der Mitropa Cup blieb aber in ungarischer Hand.

1930 | Rapid Wien

1930 kam es zur Neuauflage des ersten Endspiels zwischen Sparta Prag und Rapid Wien, das sich nach zwei verlorenen Finals endlich die Krone aufsetzte. Johann Luef (9.) und Kapitän Ferdinand Wesely (57.) erzielten die Rapid-Tore beim 2:0-Hinspielsieg auf der Letná, und dem ersten Auswärtssieg in einem Mitropapokal-Endspiel folgte wenige Tage später der zweite – doch das 3:2 in Wien reichte Sparta nicht, um den Erfolg von 1927 zu wiederholen. Josef Košťálek erzielte vor 40.000 Zuschauern alle Sparta-Tore, doch am Ende jubelten die Rapidler um Trainer „Edi“ Bauer. Titelverteidiger Újpest hatte bereits im Viertelfinale die Segel streichen müssen. Gegen den italienischen Meister AS Ambrosiana (später Inter Mailand) machten die Ungarn zwar in San Siro die 2:4-Hinspielniederlage mit demselben Ergebnis wieder wett, doch im dramatischen Entscheidungsspiel zog der Újpesti TE (ÚTE) nach einem 1:1 n.V. im ersten Anlauf in Bern im zweiten mit 3:5 den Kürzeren. In der Arena Civica von Mailand nutzten die Italiener ihren Heimvorteil. Giuseppe Meazza, der in jedem der vorangegangenen Duelle bereits getroffen hatte, steuerte zwei Treffer zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung bei, Avar verkürzte mit einem Doppelschlag auf 3:2, doch am Ende setzten sich die Nerazzurri durch. Zu Ehren Meazzas, der mit Italien 1934 und 1938 Weltmeister wurde, wurde 1980 das Stadion San Siro in Mailand umbenannt.

Giuseppe Meazza

Überraschend klar ging Ambrosiana, das vom Ungarn Árpád Weisz trainiert wurde, dann im Halbfinale gegen Sparta unter (2:2, 1:6). Eine ebenso klare Angelegenheit war das zweite Halbfinale zwischen Rapid und Ferencváros (5:1, 0:1). Matthias Kaburek erzielte in der ersten Begegnung auf dem Rapid-Platz drei Tore für die Wiener. 25.000 im Stadion Sparta mussten im Endspiel schließlich mit ansehen, wie Antonín Hojer nach acht Minuten mit einem Strafstoß am Wiener Keeper Josef Bugala scheiterte und Luef im Gegenzug das 0:1 köpfte. Zwar drückte Sparta unverdrossen auf den Ausgleich, ging aber leer aus. Kaburek brachte Rapid zu Hause in Führung, Košťáleks Doppelpack ließ die Wiener eine Weile zittern, ehe Josef Smistik ausglich. Das 2:3 durch Košťáleks dritten Treffer fiel zu spät. Als Rapid Wien die gelungene Revanche für 1927 feierte, befanden sich die Sparta-Akteure bereits wieder auf der Zug-Heimfahrt. Die Polizei hatte die Pokalübergabe im Stadion untersagt, Kapitän Wesely nahm die Silberware Stunden später bei einer kleinen Feier in einer nahegelegenen Turnhalle entgegen.

1931 | First Vienna

Rapid konnte seinen Titel nicht verteidigen, da die Hütteldorfer nur Vizemeister hinter First Vienna wurden und auch im Pokal, der in einer Zehnergruppe ermittelt wurde, chancenlos blieben. Dafür waren gleich drei Debütanten bei der fünften Ausgabe des Mitropa Cups am Start: Der italienische Vizemeister AS Roma, der österreichische Pokalsieger Wiener Athletiksport Club sowie der ungarische Pokalsieger Bocskai FC aus Debrecen, der erst fünf Jahre zuvor gegründet worden war und sich 1940 wieder auflöste. Die Ungarn verabschiedeten sich bereits in der ersten Runde durch ein akkumuliertes 0:7 gegen First Vienna. Der 1894 gegründete älteste Fußballverein Österreichs hatte gerade zum ersten Mal die Meisterschaft gewonnen und mehrere Spieler in seinen Reihen, die das „Wunderteam“ bildeten – so wurde die österreichische Nationalmannschaft von 1931 bis 1933 genannt, die ihre Begegnungen wie die „Vienna“ im damals über 80.000 Menschen fassenden Stadion Hohe Warte austrug. Im Halbfinale trafen die Österreicher auf die Roma, die Slavia Prag ausgeschaltet hatte, und gewannen erneut beide Partien. Im Campo Sportivo Testaccio, der Heimat der Giallorossi, gingen die Platzherren durch einen Treffer des Argentiniers Antonio Chini in Führung (3.), doch das Team aus dem Wiener Stadtteil Döbling ließ sich nicht beirren. Leopold Marat und Josef Blum drehten das Spiel in zwei Minuten (33./34.), Friedrich Gschweidl erhöhte nach dem Wechsel sogar auf 3:1, am Ende hieß es 3:2. Zu Hause gewannen die Döblinger vor 20.000 mit 3:1, wieder hießen die Schützen Marat (2) und Blum.

Heinrich Hiltl

Das Endspiel war eine rein österreichische bzw. Wiener Angelegenheit. Mit sage und schreibe 5:1 hatte der Wiener AC sein Auftaktspiel bei Hungária gewonnen, für das unter anderem Gusztáv Sebes, der spätere Trainer der ungarischen Wunderelf der 1950er Jahre, spielte. Drei Tore erzielte der Stürmer Heinrich Hiltl, der seine Karriere 1934 in Frankreich fortsetzte, die französische Staatsbürgerschaft annahm und ab 1939 seinen Vornamen in Henri änderte. Hiltl wurde mit am Ende sieben Toren bester Schütze dieser Mitropa-Cup-Ausgabe, doch bis ins Endspiel war es noch ein weiter Weg, denn auf dem WAC-Platz im Schatten des Praters lagen Hiltl und Co. im Rückspiel gegen Hungária nach 82 Minuten 0:3 hinten, ehe der Deutsche Walter Hanke mit dem 1:3-Endstand den Einzug ins Halbfinale klar machte. Hier wartete Juventus-Bezwinger Sparta Prag, und die „Praterkicker“ erzwangen sensationell ein Entscheidungsspiel, nachdem sie zu Hause 2:3 verloren und auf der Letná durch Hiltls Tor in der 88. Minute 4:3 gewonnen hatten. Drei Wochen später gewann der WAC vor 25.000 konsternierten Zuschauern bei Sparta Prag mit 2:0, Österreich kam aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus. Die Alpenrepublik hatte ihr „Wunderteam“ und würde nun auch den Mitropapokalsieger stellen. Der hieß schließlich First Vienna. Die Döblinger gewannen in Zürich, wohin der WAC sein Heimrecht verlegt hatte, durch ein Eigentor kurz vor Schluss mit 3:2, auf der Hohen Warte brachte sie Franz Erdl mit einem Doppelpack in Führung, am Ende stand es 2:1 – und die Vienna wurde zum ersten Team, das diesen Wettbewerb unbesiegt gewann. Für die Blau-Gelben ist es bis heute der größte Erfolg der Klubgeschichte.

1932 | Bologna SC

Der Mitropa Cup hatte mittlerweile seinen festen Platz im europäischen Fußball-Terminkalender, sich aber auch dadurch einen Namen gemacht, dass es bei den teilweise hochklassigen Spielen sehr ruppig zuging – und das nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Zuschauerrängen. Die 1932er Ausgabe sollte das eindrucksvoll unter Beweis stellen. Der Wiener Journalist Friedrich Torberg beschrieb den Wettbewerb in einer Rückschau mit dem Satz: „Was ein richtiges Mitropacup-Match ist, muss auf der Botschaft zu Ende gespielt werden.“ In Italien hatte Juventus Turin gerade seine zweite Meisterschaft in Folge gewonnen (drei weitere sollten folgen) und vertrat das Königreich gemeinsam mit Vizemeister Bologna, das erstmals in diesem Wettbewerb startete. Die Rossoblù waren 1909 als Bologna Football Club gegründet und 1927 in Bologna Sezione Calcio umbenannt worden. In seinem Auftaktspiel nahm das Team des ungarischen Trainers Gyula Lelovics im Stadio Littoriale Sparta Prag 5:0 auseinander, herausragender Akteur der Rot-Blauen war Stürmer Angelo Schiavio, der zwei Jahre später Italien bei der Heim-WM zum Titelgewinn schießen sollte. Der gebürtige Bolognese traf gegen den entzauberten tschechoslowakischen Meister zum 4:0. Das Rückspiel im Stadion Sparta war für die Italiener kein Zusckerschlecken. Als die Prager nach einer knappen Stunde 3:0 in Führung gingen, begann das große Zittern, doch bei diesem Ergebnis blieb es.

Vor dem Anpfiff der Partie Sparta Prag gegen Bologna auf dem Letná-Hügel.
Renato Cesarini

Juventus setzte sich derweil klar gegen Ferencváros durch (4:0, 3:3), im Rückspiel traf das 19-jährige ungarische Supertalent György Sárosi drei Mal per Elfmeter. Es waren die ersten drei Tore des Ungarn in diesem Wettbewerb, mit am Ende 49 Toren sollte er der Rekordtorschütze in der Geschichte des Wettbewerbs werden, doch 1932 kamen erstmal keine weiteren hinzu. Für die Juventus liefen derweil vier „Oriundi“, also eingebürgerte Südamerikaner italienischer Abstammung auf. Einer von ihnen, der Argentinier Renato Cesarini, erzielte vier der sieben Tore für die Bianconeri und wurde mit insgesamt fünf Treffern bester Schütze in jener Mitropa-Cup-Saison. Titelverteidiger First Vienna, in Österreich hinter Double-Gewinner Admira nur Vizemeister geworden, setzte sich gegen Újpest durch, während die Admira an Slavia Prag scheiterte. Das Stadion von Slavia befand sich damals ebenfalls auf dem Letná-Hügel, in unmittelbarer Nähe zum Stadion Sparta. Erst in den 1950er Jahren wurde der Verein der Intellektuellen (Sparta hingegen war der Klub der Arbeiter) zum Umzug in den Stadtteil Vršovice gezwungen, wenige Jahre nachdem das alte Slavia-Stadion von Soldaten der Wehrmacht mitsamt des Vereinsheims niedergebrannt worden war. Mit 3:0 hatte Slavia, der Klub mit dem roten Stern, die Admira niedergerungen und im vorweggenommenen Endspiel sollte nun das Starensemble von Juventus dran glauben. Die 30.000 Zuschauer trauten ihren Augen nicht. Vlastimil Kopecký (2), František Svoboda und Adolf Fiala hatten einen denkwürdigen 4:0-Sieg herausgeschossen und das Endspielticket bereits gebucht.

František Plánička

Doch es kam anders: Die Atmosphäre in Turin war aufgeheizt, denn in Prag war es auch zu unschönen Szenen gekommen. Slavias Trainer Josef Sloup, bekannt als „Štaplík“, hatte den Italiener Mario Varglien auf dem Platz verprügelt, Juves Torjäger Cesarini war in der 81. Minute vom Platz geflogen, weil er Linksaußen Antonín Puč eine verpasst hatte, durfte aber im Rücksiel vier Tage später nach einer Zahlung von 2.000 Lire wieder ran. Und auch die Zuschauer hatten es sich nicht nehmen lassen, ihrerseits den Platz zu stürmen und die Fäuste fliegen zu lassen. Im Städtischen Stadion „Benito Mussolini“ von Turin versuchte eine Schar von Polizisten und faschistischer Miliz, der bedrohlichen Lage Herr zu werden. Zunächst erfolgreich, obwohl Steine auf die Slavia-Spieler geworfen wurden. Juventus gab Vollgas und Slavias Weltklasse-Schlussmann František Plánička wuchs über sich hinaus. Sein Gegenüber Gianpiero Combi hatte ihm vor Spielbeginn den Handschlag verweigert. Zwei Jahre später standen sich die beiden im WM-Finale in Rom erneut gegenüber – dieses Mal mit Handschlag. Cesarini und sein Landsmann Raimundo Orsi per Elfmeter schossen zur Pause eine 2:0-Führung heraus. Doch unmittelbar nach dem Seitenwechsel flogen erenut Steine, diesmal wurde Plánička am Kopf getroffen und blieb benommen liegen, woraufhin die Slavia-Spieler das Feld verließen und einen Abbruch provozierten. Das Mitropa-Cup-Komitee tagte – und disqualifizierte beide Klubs, so dass das zweite Halbfinale automatisch zum Finale erhoben wurde. Hier behielt Bologna am selben Tag des Spielabbruchs in Turin nach Toren von Bruno Maini und des Uruguayers Rafael Sansone gegen die Vienna mit 2:0 die Oberhand. Eine Woche später stand auf der Hohen Warte das Halbfinal-Rückspiel an, das nun auch offiziell ein Endspiel war. Josef Blum verballerte nach sieben Minuten einen Elfmeter für die Hausherren, doch kurz darauf machte es Franz Schönwetter besser unf traf von Punkt zum 1:0 (13.). Dabei blieb es jedoch. Die Döblinger rannten vergebens an und fanden in Bolognas Keeper Mario Gianni immer wieder ihren Meister. Zum ersten Mal wanderte der Pokal nach Italien.

1933 | Austria Wien

Im benachbarten Deutschland kamen die Nationalsozialisten an die Macht, über Zentraleuropa wurden die Wolken dunkler, doch der Ball rollte munter weiter. Vor allem in Wien, der unumstrittenen Fußball-Hochburg jener Zeit. Rapid und die Vienna hatten den Mitropa Cup schon gewonnen, der Athletiksport Club war ins Finale vorgedrungen. Keine andere Stadt stellte so viele Teilnehmer. Jetzt fehlte noch die Austria, die jedoch seit dem Double-Gewinn 1926 ohne Titel geblieben war. Dabei hatte sie einen der sagenumwobensten Spieler der 1930er Jahre in ihren Reihen: Matthias Sindelar, im mährischen Kozlau als Matěj Šindelář geboren und mit seiner armen Familie als Dreijähriger in die Hauptstadt Österreich-Ungarns gekommen, wuchs im Stadtteil Favoriten auf, wo viele andere Einwanderer aus Böhmen, Mähren und Ungarn lebten, die in den zahlreichen Ziegeleien arbeiteten und abfällig „Ziegelböhmen“ genannt wurden. In der Meisterschaft hatte die Austria einen schwachen sechsten Platz belegt, sich aber im Pokalfinale am 25. Mai 1933 gegen den Brigittenauer AC durch ein Tor von Viktor Spechtl 1:0 durchgesetzt. Einen Monat später kam die Austria dann im Stadion Slavia in Prag bei ihrer Mitropapokal-Premiere auf den Boden der Tatsachen und fuhr mit einem 1:3 wieder nach Hause. Zwei Wochen später aber drehten die „Violetten“ um Kapitän und Wunderteam-Mitglied Walter Nausch im Praterstadion den Spieß um. Slavias Vlastimil Kopecký und František Svoboda, die im Hinspiel je einmal getroffen hatten, blieben blass und Keeper František Plánička musste drei Mal hinter sich greifen. Linksaußen Rudolf Viertl stellte mit zwei Toren auf 2:0, Sindelar schoss die Austria mit seinem 3:0 (77.) ins Halbfinale. Die ungarischen Klubs erlebten derweil ein Debakel: Während Hungária nur knapp an Sparta Prag scheiterte, ging Újpest gegen Juventus in der Addition mit 4:10 unter. Der zweite italienische Vertreter war die AS Ambrosiana-Inter, die sich mühelos gegen First Vienna durchsetzte. Titelverteidiger Bologna hatte sich nicht qualifizieren können.

Matthias Sindelar

Juventus reiste in Gala-Besetzung und siegesgewiss ins Praterstadion. Doch nach nur drei Minuten traf der überragende Sindelar bereits zum 1:0 für die Austria, die die Turiner klar beherrschte, aber Glück hatte, dass Raimundo Orsi nur die Latte traf. Viertl und Spechtl schraubten das Resultat auf ein klares 3:0. Im Parallelspiel fertigte Ambrosiana-Inter Sparta Prag mit 4:1 ab. Die Rückspiele endeten jeweils Unentschieden, so dass es im Finale wie im Vorjahr sowie in den beiden Halbfinals erneut zum Duell Österreich gegen Italien kam. Es war auch das Duell zweier bemerkenswerter Spielergrößen, Giuseppe Meazza und Matthias Sindelar, die sich am Ende der Saison Platz eins in der Torjägerliste mit je fünf Treffern teilten. Vor 35.000 Zuschauern in der Arena Civica im Mailänder Simplonpark hielt die Austria gut mit, doch in der 23. Minute verschoss Josef Stroh, wie übrigens schon beim 3:0 gegen Juventus, einen Strafstoß, der die stimmgewaltige Menge zum Schweigen gebracht hätte. Stattdessen wurde sie nach einem Doppelschlag durch Meazza und Virgilio Levratto (40./41.) vor der Pause sehr laut. Doch die Austria hielt auch im zweiten Abschnitt gut dagegen und raubte den Nerazzurri den letzten Nerv, in der 77. Minute verkürzte Viertl auf 2:1.

Mit diesem Ergebnis konnte Austria-Coach Josef Blum gut leben. Und auch die 58.000 Zuschauer, die am 8. September 1933 die Ränge des Praterstadions säumten, waren guter Dinge. Mit dem Pausenpfiff markierte Sindelar vom Elfmeterpunkt das 1:0 und erhöhte zehn Minuten vor dem Ende durch ein Solo auf 2:0. Kurz zuvor waren der „Oriundo“ Atílio Demaría (75.) und Luigi Allemandi (77.) im Doppelpack vom Platz geflogen, und auch nach dem 2:0 überschlugen sich die Ereignisse: Meazza verkürzte trotz Unterzahl auf 2:1 (85.), und dieses Ergebnis hätte ein Entscheidungsspiel bedeutet. Doch zwei Minuten vor dem Ende war wieder Sindelar, den sie aufgrund seiner Leichtfüßigkeit „Der Papierne“ nannten, zur Stelle und hämmerte eine Flanke von Josef Molzer zum 3:1 ins Netz – die Austria war Mitropapokalsieger!

1934 | Bologna SC

1934 traten erstmals 16 Mannschaften zum Mitropapokal an, die abstellenden Länder blieben jedoch dieselben. Die Austria verabschiedete sich gleich im Achtelfinale gegen Újpest (1:2, 1:2), Debütant Floridsdorfer AC ging bei Ferencváros 0:8 unter. Bologna, der Sieger von 1932, mühte sich mit seinen frisch gebackenen Weltmeistern Angelo Schiavio und Eraldo Monzeglio gegen Bocskai eine Runde weiter (2:0, 1:2). Unfassbar kurios verlief das Erstrundenduell zwischen Hungária Budapest und Sparta Prag: Nach drei Duellen gab es immer noch keinen Sieger, denn Sparta hatte zwar das Entscheidungsspiel nach einem 6:6 in der Addition der ersten beiden Partien mit 5:2 gewonnen, doch im Anschluss annullierte das Mitropa-Cup-Komitee alle drei Begegnungen, weil Hungária erfolgreich gegen den Einsatz des Sparta-Akteurs Ferdinand Faczinek Protest eingelegt hatte. Dessen Schweizer Vorgängerklub hatte moniert, die fällige Transfersumme noch nicht in vollem Umfang erhalten zu haben, weshalb Faczinek (oft auch Facsinek), der zwei Mal getroffen hatte, nicht spielberechtigt gewesen sei. Anstatt nun aber Sparta zu disqualifizieren, wurden zwei neue Termine angesetzt, wieder stand es anschließend Unentschieden (2:1, 1:2), und auch das sechste Aufeinandertreffen binnen eines Monats war nach Verlängerung nicht entschieden (1:1). Beide Teams einigten sich schließlich auf einen Losentscheid, und der qualifizierte Sparta. Die große Sensation der ersten Spielrunde ereignete sich in Mailand, wo Ambrosiana-Inter gegen den Neuling SK Kladno, Meisterschaftsdritter aus der Tschechoslowakei, kläglich scheiterte. 1:1 war das Hinspiel ausgegangen, 2:1 führten die Nerazzurri durch zwei Meazza-Tore in der Arena Civica. Dann schlug František Kloz, der im Vorjahreswettbewerb fünf Tore für Sparta Prag erzielt hatte, zwei Mal zu. 2:3, der Vorjahresfinalist war ausgeschieden. Der Jubel in Kladno verklang sechs Tage später, als der SK durch drei Sárosi-Tore 0:6 bei Ferencváros unterging. Eine ähnlich herbe Pleite (1:6) bezog Rapid Wien mit seinen aufstrebenden Sternchen Franz Binder und Josef Bican in Bologna, lediglich die Admira, die in Österreich das Double gewonnen hatte, hielt die Wiener Fahne hoch (4:0 gegen Sparta Prag). „Bimbo“ Binder markierte im Rückspiel gleich vier Tore für Rapid, doch das 4:1 reichte den Hütteldorfern nicht.

Carlo Reguzzoni

Enttäuscht traten die Ferencváros-Anhänger nach dem Halbfinal-Hinspiel gegen Bologna den Heimweg an. Ihr Held Sárosi war diesmal leer ausgegangen, nach den 8:0- und 6:0-Siegen in den Runden zuvor gab es diesmal im Stadion Üllői út nur ein 1:1, das bereits nach 13 Minuten besiegelt war. Fradi-Keeper József Háda parierte in der 33. Minute noch einen Schiavio-Strafstoß, Bolognas ungarischer Trainer Lajos Kóvacs hatte die Rossoblù gegen seine Landskleute hervorragend eingestellt. Im Rückspiel erlebten die Franzstädter ihr blaues Wunder, brachen im Stadio Littoriale im zweiten Durchgang ein und unterlagen 1:5 (1:2). Schiavio traf zwei Mal, den Schlusspunkt setzte Carlo Reguzzoni. Im anderen Halbfinale wollte Juventus endlich seine erste Endspielteilnahme klarmachen. Der italienische Meister lief im Praterstadion mit sechs aktuellen Weltmeistern auf, wurde aber von der Admira mit einer 1:3-Niederlage nach Hause geschickt. Für die „Admiraner“ trafen der unbändige Adolf Vogl, Wilhelm Hahnemann und Ignaz Sigl. Das Rückspiel fand unter tropischer Hitze in Genua statt, weil das Stadio Comunale in Turin umgebaut wurde. Die Bianconeri hatten nach 30 Minuten das Gesamtergebnis ausgeglichen und die Admira klar im Griff, doch Vogl verkürzte kurz vor der Pause auf 2:1. Anschließend „grenzte es an ein Wunder“, so der Wortlaut der Sportberichterstattung, dass die Wiener keine weiteren Treffer kassierten – und die Hoffnung auf ein rein italienisches Finale zunichte machten. Für die Endspiele verweigerte Bologna aus Angst vor Befangenheit tschechische und ungarische Schiedsrichter, so dass jeweils englische Referees eingeflogen wurden. Im ersten Spiel vor 50.000 Zuschauern im Praterstadion mussten die Italiener zwar auf Schiavio verzichten, gingen aber zur Pause trotzdem 2:0 in Führung. Nach dem Wechsel brauchte die Admira nur fünf Minuten, um die Partie komplett zu drehen und mit einem 3:2-Sieg im Rücken zum Rückspiel anzutreten. Allerdings musste sie in Bologna auf ihren Goalgetter Anton Schall, den Siegtorschützen im Hinspiel, verzichten, nach zehn Minuten fiel zudem Hahnemann aus, der sich nach einem Zusammenprall mit Aldo Donati eine Beckenkontusion zugezogen hatte. In der 80-minütigen Unterzahl hatte die Admira keine Chance. Zwar glich Vogl die Führung durch Bruno Maini noch aus, doch drei Gegentore in der Schlussphase der ersten Hälfte waren zu viel für das Team von Trainer Hans Skolaut. Reguzzoni, der bereits zum 2:1 und 3:1 getroffen hatte, setzte in der 88. Minute den Schlusspunkt zum 5:1 und krönte sich mit seinen zehn Treffern zum Torschützenkönig. Erfreulich: Nach den unschönen Szenen der Vorjahre feierten nach dem Schlusspfiff beide Teams gemeinsam bis in die Morgenstunden.

1935 | Sparta Prag

Jaroslav Burgr war Sparta Prags Dauerbrenner. Der Abwehrspieler hatte im Mitropa Cup 1927 vom Ausfall des etatmäßigen Verteidigers Antonín Hojer profitiert, im Finale debütiert und prompt die Erstausgabe gewonnen. Mittlerweile hatte der Nationalspieler 30 Einsätze in diesem Wettbewerb vorzuweisen und sollte am Ende auch mit 50 Spielen alleiniger Rekordspieler werden. Acht Jahre nach dem ersten Triumph schickten sich Sparta und sein Kapitän Burgr an, den zweiten Titel zu holen und sich für die um einen Punkt verpasste tschechoslowakische Meisterschaft, die an Slavia ging, zu rehabilitieren. In Runde eins bekam es Sparta mit First Vienna zu tun, und schoss die Blau-Gelben nach einem 1:1 in Wien mit 5:3 vom Letná-Hügel. Für die Prager traf Oldřich Zajíček drei Mal, je ein Tor markierten Oldřich Nejedlý und der Belgier Raymond Braine, der sechs Jahre für Sparta spielte und dabei zwei Mal tschechoslowakischer Meister und Torschützenkönig wurde. Titelverteidiger Bologna, das in Italien nur enttäuschender Sechster geworden war, hatte sich nicht für den Mitropa Cup qualifiziert, Vorjahresfinalist Admira durch ein 1:7 bei Hungária gleich die Segel gestrichen. Je drei Tore erzielten dabei die herausragenden László Cseh und Pál Titkos. Hungárias Stadtrivale Ferencváros stellte ebenfalls seine Heimstärke unter Beweis und fegte die Roma mit 8:0 vom Platz, György Sárosi traf vier Mal, Újpest hingegen tanzte aus der Reihe und schied als einziger Budapester Klub gegen den Debütanten AC Fiorentina aus. Ein weiterer Neuling, der SK Židenice aus der Tschechoslowakei, überraschte derweil mit der Elimination Rapid Wiens (3:2, 2:2), ging im Viertelfinale aber bei Ferencváros 1:6 unter (immerhin hatte der Klub aus dem Vorort von Brünn, der sich später in Zbrojovka Brünn umbenannte, beim 4:2-Hinspielsieg noch einmal für Furore gesorgt). Im Achtelfinale war es zudem zur Neuauflage des 1933er Finals Ambrosiana/Meazza gegen Austria/Sindelar gekommen, wieder behielten die Österreicher die Oberhand: Meazzas Doppelpack in der Arena reichte nicht, um das 2:5-Debakel zu verhindern, bei Austrias 3:1 im Praterstadion traf Sindelar dreifach. Im Viertelfinale bekam es die Austria mit Slavia Prag zu tun, das mittlerweile von Kálmán Konrád trainiert wurde, „Pepi“ Stroh erzwang mit seinem 2:1-Siegtreffer im Rückspiel ein Entscheidungsmatch (das Hinspiel hatte Slavia 1:0 gewonnen), das die „Violetten“ im Praterstadion 5:2 gewannen. In den Reihen Slavias machte der Österreicher tschechoslowakischer Abstammung Rudolf Vytlačil, der später als Trainer viele Erfolge feiern sollte, auf sich aufmerksam.

Raymond Braine

Im Halbfinale lieferten sich die Favoriten torreiche und spannende Duelle. Das heimstarke Ferencváros besiegte die Austria „auf einer Sand- und Staubwüste“ mit 4:2 (je zwei Mal Sárosi, Gyula Kiss und Sindelar) und stemmte sich vor 55.000 Zuschauern im Praterstadion bravourös gegen das Ausscheiden. 3:1 führten die Österreicher und drängten auf das 4:1, ehe Géza Toldi das Stadion mit seinem 3:2-Anschlusstreffer zum Schweigen brachte und „Fradi“ ins Finale schoss. Im anderen Semifinale standen sich Sparta, das sich im Viertelfinale mühelos der Fiorentina entledigt hatte, und die Juventus gegenüber. Und wieder schafften es die Bianconeri nicht, trotz ihres Staraufgebots das heiß begehrte Endspiel zu erreichen. 36.000 Zuschauer bejubelten auf der Letná einen 2:0-Erfolg der Prager, den Ferdinand Faczinek – jener Spieler, der im Vorjahr durch seine Nicht-Einsatzberechtigung negativ aufgefallen war – und Zajíček per Strafstoß herausschossen. Aus der Roten Karte für den Argentinier Luis Felipe Monti konnten die Prager kein Kapital schlagen. In Turin wähnte sich Sparta beim Stand von 2:1 für Juve bereits im Finale, doch in der 90. Minute traf Felice Borel und erzwang ein Entscheidungsspiel, das Sparta dann aber in Basel überraschend klar 5:1 (3:0) gewann – die nächste große Enttäuschung für Juventus. Die Tore markierten der alles überragende Braine und Zajíček, die je zwei Mal trafen, sowie Faczinek. Ferencváros und Sparta, der Sieger der zweiten und der Gewinner der ersten Ausgabe, standen sich also im Endspiel gegenüber.

In Budapest überließ Sparta „Fradi“ das Spiel – und lag nach Toren von Toldi und Kiss zur Pause 0:2 hinten, doch als bei den Ungarn die Kräfte schwanden, schlug Braine zum 2:1 zu. Mit diesem Ergebnis ging es ins Rückspiel, für das Sparta ins größere Masaryk-Stadion auswich. 56.000 Menschen wollten diese Partie sehen, viele mussten vom Spielfeldrand gedrängt werden und nahmen schließlich auf der Laufbahn Platz. In der ersten Halbzeit stellten Faczinek und Braine nach einem Torwartfehler auf 2:0. Ferencváros wehrte sich nach Kräften, hatte aber an diesem 15. September 1935 nichts entgegenzusetzen. Sárosi, der mit neun Treffern Torschützenkönig wurde, musste die Bühne dem Belgier Braine überlassen, der mit einem herrlichen Sololauf zum 3:0-Endstand, seinem siebten Turniertreffer, seine herausragende Leisung krönte. Der gebürtige Antwerpener hatte bei Beerschot das Kicken gelernt und kehrte 1937 wieder in seine Heimat zurück. Auf Vermittlung des damaligen schottischen Sparta-Trainers John Dick, der Beerschot zu vier Meisterschaften geführt hatte, war Braine 1930 zu Sparta Prag gewechselt, weil er hier als Vollprofi Geld verdienen konnte, was ihm in der belgischen Liga nicht erlaubt war. Die Überreichung der Mitropa-Trophäe an Kapitän Burgr war nur unter polizeilicher Mithilfe möglich, da fanatische Sparta-Anhänger das Spielfeld gestürmt hatten. Als zweiter Klub nach Bologna hatten die Prager den Mitropa Cup zum zweiten Mal gewonnen.

1936 | Austria Wien

Zum ersten, aber auch letzten Mal startete der Mitropa Cup mit 20 Teilnehmern, was daran lag, das erstmals auch Vertreter aus der Schweiz zugelassen waren und eine Vorrunde gespielt wurde. Gleich sieben Vereine, darunter die vier aus der Eidgenossenschaft, gaben ihren Einstand in diesem Wettbewerb. Tragisch: Die Schweizer Klubs Grasshopper-Club, Young Fellows, FC Bern und Lausanne-Sport schieden allesamt in der Vorrunde aus. Titelverteidiger Sparta Prag hatte gerade die tschechoslowakische Meisterschaft in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Slavia gewonnen und erwartete im Achtelfinale den Debütanten Phöbus FC aus Budapest, der mit den Young Fellows aus Zürich kurzen Prozess gemacht hatte (3:0, 6:2). Sparta, das nahezu mit der Vorjahres-Elf identisch war, siegte 5:2 (2:2), wackelte aber im Rückspiel im Stadion Berlini útca gewaltig. 2:0 führte die Firmen-Elf zur Pause und glich das Gesamtergebnis durch Sandor Szikár drei Minuten vor dem Ende aus (4:1). In der 89. Minute gab Spartas Oldřich Nejedlý den Spielverderber und markierte den 4:2-Endstand. In den weiteren Achtelfinalpaarungen ging es ebenfalls hoch her. First Viennas Gustav Pollak traf beim 5:1 gegen Hungária vier Mal, dasselbe Kunststück gelang György Sárosi beim 5:2 von Ferencváros gegen Slavia Prag – allerdings endete die Mitropa-Cup-Saison der Franzstädter nach dem 0:4 im Rückspiel. Die AC Torino verspielte in Újpest ihr 2:0 aus dem Hinspiel (0:5) und im Rückspiel zwischen dem tschechoslowakischen Vertreter SK Prostějov und der Admira (2:3) zückte der ungarische Unparteiische sechs Rote Karten, davon fünf für den österreichischen Meister, der das Hinspiel zu Hause sensationell durch drei Tore von Rudolf Drozd 0:4 verloren hatte. Der zweifache Mitropapokalsieger Bologna, der unter Trainer Árpád Weisz gerade italienischer Meister geworden und in Associazione Giuoco del Calcio (AGF) umbenannt worden war, war auch wieder dabei, blieb aber gegen die Wiener Austria chancenlos (2:1, 0:4). Ambrosiana-Inter zerstörte Židenice 8:1 und Giuseppe Meazza traf dabei fünf Mal ins Schwarze – er erzielte somit die Hälfte seiner zehn Tore, die ihn zum Torschützenkönig kürten. Im Viertelfinale machten die Nerazzurri durch ein 4:1 im Rückspiel ein 0:2 gegen die Vienna wett und erreichten gemeinsam mit der Austria (3:1 in Summe gegen Slavia), Újpest (3:0 gegen Prostějov) und Sparta Prag (4:1 gegen die Roma) die Runde der letzten Vier.

Camillo Jerusalem

Am heißesten Tag des Jahres 1936 (18. Juli) in Budapest standen sich Újpest und die Austria bei 38 Grad gegenüber, wobei die Österreicher besser mit der Hitze zurecht zu kommen schienen und 2:1 gewannen. Im Rückspiel brachte der Ausnahmekönner Gyula Zsengellér die Ungarn zwei Mal in Front, doch am Ende war es wie so oft das Sturmtrio Camillo Jerusalem, Matthias Sindelar und Josef Stroh, das – wie schon beim 4:0 gegen Bologna – alle Tore zum 5:2-Erfolg erzielte und die „Violetten“ zum zweiten Mal nach 1933 wieder ins Finale brachte. Neben den drei Torschützen waren vier weitere Spieler aus der 1933er Sieger-Elf noch dabei: Karl Adamek, Johann Mock, Walter Nausch und Rudolf Viertl. Der Endspielgegner kam aus Prag, Titelverteidiger Sparta hatte sich in zwei torreichen Duellen gegen die Ambrosiana durchgesetzt. Einem 5:3 (3:3) in Mailand ließen die Tschechen auf der Letná ein 3:2 (1:1) folgen, Raymond Braine erzielte in beiden Begegnungen einen Doppelpack. Mit der Torflut war es in den Endspielen dann aber vorbei. Ein einziges Törchen entschied das Mitropa-Cup-Finale von 1936. Nach einem 0:0 vor 41.600 Zuschauern im Praterstadion war es Jerusalem, der in der 67. Minute des Rückspiels eine Flanke von Franz Riegler verwertete und die 58.000 Menschen im Masaryk-Stadion zum Verstummen brachte. Der gebürtige Wiener Jerusalem flüchtete nach der Annexion Österreichs 1938 nach Frankreich und wurde 1947 mit dem CO Roubaix-Tourcoing an der Seite seines Landsmanns Henri Hiltl, dem Mitropa-Cup-Torschützenkönig von 1931, französischer Meister.

1937 | Ferencváros Budapest

Im Frühjahr 1937 war Hugo Meisl, der „Vater des Mitropa Cups“, unerwartet mit nur 55 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Er erlebte also nich mit, wie in der elften Ausgabe gleich drei Rekorde gebrochen: Erstmals nahmen sieben Nationen am Mitropa Cup teil, da Jugoslawien mit Građanski Zagreb wieder einen Starter melden durfte und Rumänien als neu aufgenommener Verband seinen Meister Venus Bukarest entsendete. Zweitens, nie fielen in einem Final-Duell so viele Tore wie im Rückspiel, und – drittens – nie traf ein Torschützenkönig öfter. Diese Ehre wurde György Sárosi zuteil, der in dieser Saison zwöf Tore erzielte und als einziger Spieler mehrmals bester Vollstrecker dieses Wettbewerbs wurde. Wenig verwunderlich, dass der Mann, der auch im WM-Finale ein Jahr später in Frankreich treffen sollte, die meisten Mitropapokal-Tore überhaupt von 1927 bis 1940 verzeichnete (49). Sein Klub, der Ferencvárosi TC, bekam es als ungarischer Vizemeister (ein Punkt schlechter als Hungária) im Achtelfinale gleich mit dem tschechoslowakischen Champion Slavia Prag zu tun. Eine Paarung, die vom Papier eines Finals würdig war, und aus der „Fradi“ nach dem 2:2 auf dem Letná-Hügel durch ein 3:1 zu Hause als Sieger hervorging. Die fünf Tore teilten sich Sárosi (2) und Géza Toldi (3) untereinander auf. Bemerkenswert waren in der ersten Runde die 4:6-Heimniederlage von Venus Bukarest gegen ÚTE, sowie das Duell der zweifachen Champions Bologna und Titelverteidiger Austria Wien, das überraschend klar an die Österreicher ging (2:1, 5:1). Walter Nausch, sonst nicht gerade als Torjäger bekannt, traf im Rückspiel drei Mal, was vielleicht daran lag, dass er gemeinsam mit Matthias Sindelar das Amt des Spielertrainers ausübte. Besonders hart umkämpft war das Duell zwischen Sparta Prag und der Admira, das zwei Mal Remis und im Entscheidungsspiel in Budapest 2:0 für die Österreicher endete.

Für Italiens Debütant Lazio Rom ging unter anderem Stürmer Silvio Piola auf Torejagd, der exakt zwölf Monate später sein Land zum zweiten WM-Titel in Folge führen und zwei Mal im Endspiel gegen Ungarn treffen sollte. Im Mitropa Cup lieferte er sich ein Duell mit Hungárias László Cseh, beide trafen bei Lazios 4:3-Gesamtsieg je drei Mal. Im Viertelfinale machten die Laziali mit den Grasshoppers kurzen Prozess und schossen sie mit 6:1 aus dem Stadion der Nationalen Faschistischen Partei (Rückspiel 2:3). Denkwürdig verlief das Hinspiel der Austria gegen Újpest, als die Österreicher dem überragenden Gyula Zsengellér (drei Tore) trotzten und einen 5:4 (1:2)-Erfolg einfuhren, wieder trafen Nausch (2) und Sindelar. In Budapest setzte sich die Austria 2:1 durch und kam der Titelverteidigung einen Schritt näher. Mit einem Skandal endete das Duell Admira gegen Genova 1893: Nach dem 2:2 im Hinspiel kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Spielern beider Teams, bei denen sich der Italiener Arrigo Morselli einen Kieferbruch zuzog, und als der Polizeichef Genuas das Rückspiel aufgrund des schlechten Zustands des von einem Opernkonzert ramponierten Rasens absagte, entschied das Mitropa-Komitee kurzerhand, beide Klubs zu disqualifizieren. Damit stand Lazio, das auf den Sieger der Partie getroffen wäre, bereits im Finale. Der dritte Halbfinalteilnehmer wurde zwischen Ferencváros und First Vienna ermittelt. Im Stadion Üllői út gab es ausreichend Diskussionsstoff, denn nach Gustav Pollaks frühem 0:1 (9.) und Sárosis Ausgleich (14.) erzielte Toldi bereits in der 24. Minute den 2:1-Siegtreffer, den die Presse jedoch als „irregulär“ beschrieb, weil der Ball die Torlinie nicht überquert hatte. Dafür leistete sich „Fradi“ den Luxus, zwei Strafstöße zu verschießen, zunächst Sárosi, später Sándor Tátrai. Pollaks Elfmetertor im Rückspiel schickte beide Teams zum Play-off erneut an die Üllői út, wo Toldi beide Tore zum 2:1 (2:0)-Sieg der Franzstädter beisteuerte.

György Sárosi

Und so kam es im Halbfinale zum Aufeinandertreffen der Top-Favoriten. Nur vier Tage nach dem Sieg über die Vienna war der Ferencvárosi TC erneut in Wien zu Gast – und kam im Praterstadion 1:4 (0:2) unter den Hammer. Camillo Jerusalem und „Pepi“ Stroh vor der Pause, Sindelar und erneut Jerusalem schickten die „Violetten“ auf Finalkurs, Sárosi hatte nach dem Wiederanpfiff vom Elfmeterpunkt verkürzt. Siegessicher reiste die Austria nach Budapest und erlebte ein jähes Ende ihrer großen Epoche. Durch Tore von Tibor Kemény (2), Sárosi (2), Gyula Kiss und Toldi gewann Ferencváros sensationell deutlich mit 6:1 (2:1) und kegelte den Champion aus dem Wettbewerb, Sindelar war der Ehrentreffer vorbehalten. Danach brach das Austria-Team auseinander. Im März 1938 erfolgte der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, der Klub musste sich kurzzeitig in SC Ostmark umbennen und verpasste erstmals seit 1932 wieder die Qualifikation für den Mitropa Cup, seine besten Spieler wanderten ins Ausland ab. Sindelar verstarb im Alter von nur 35 Jahren in der Nacht auf den 23. Januar 1939 unter ungeklärten Umständen an einer Kohlenmonoxidvergiftung in der Wohnung seiner Freundin. Das Finale 1937 fand also ohne die Austria statt und wurde erneut zur Bühne für Sárosi, der Spiel eins gegen Lazio in Budapest mit drei Toren (zwei Elfmeter) entschied, „Fradi“ gewann 4:2 (1:1). Der Römer Piola ging leer aus. Doch im Rückspiel im Stadio Nazionale del PNF, dem heutigen Stadio Olimpico, schrieben die beiden Kapitäne sechs Wochen später Geschichte. Nach nur 36 Minuten führte Lazio 4:2, hatte also das Hinspielresultat egalisiert. Sárosi hatte zunächst den frühen 0:1-Rückstand in ein 2:1 für die Ungarn verwandelt (8.), dann schlug Piola innerhalb von einer Viertelstunde drei Mal zu. Nur eine Minute später verkürzte Toldi in diesem wilden Spiel zum 4:3-Pausenstand. Dramatisch dann der zweite Durchgang: Piola scheiterte mit einem Strafstoß an József Háda (61.) – nicht nur hätte er erneut das Gesamtergebnis ausgeglichen, sondern wäre auch in der Torjägerliste an Sárosi vorbeigezogen. Stattdessen traf Kiss zum 4:4 (71.) und, schlimmer noch: Sárosi sicherte mit dem Tor zum 5:4 (80.) seinem Team den zweiten Mitropa-Cup-Titel nach 1929 und sich selbst die Kanone. Piola sollte sich neun Monate später im WM-Finale gegen Sárosi rehabilitieren.

1938 | Slavia Prag

Der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich hatte den Fußball in der Alpenrepublik stark beeinträchtigt, der Spielbetrieb wurde nach dem „Anschluss“ vom 13. März 1938 jedoch fortgeführt. Der Titel ging an Rapid, doch viele Sportler verließen nun das Land oder hatten es bereits verlassen. Einer von ihnen war Josef „Pepi“ Bican. Der gebürtige Wiener mit böhmischen Wurzeln wuchs wie Matthias Sindelar im Stadtteil Favoriten in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach erfolgreichen Jahren bei Rapid und Admira wechselte er im Spätjahr in die Heimat seines Vaters, schloss sich Slavia Prag an und wurde tschechoslowakischer Staatsbürger. Bei der WM 1938 in Frankreich durfte er allerdings noch nicht für die Nationalmannschaft spielen, 1934 war er für Österreich in Italien dabei. Apropos Weltmeisterschaft: An der nahmen im Juni neun Teamkollegen Bicans von Slavia Prag teil, schieden aber im Viertelfinale im Wiederholungsspiel gegen Brasilien (1:2) aus. Österreich, das sich durch ein 2:1 gegen Lettland für das Turneir qualifiziert hatte, musste gezwungenermaßen zurückziehen, dafür spielten sieben Österreicher für das Deutsche Reich mit – und schieden in der ersten Runde gegen die Schweiz aus: Johann „Hans“ Mock (Austria) trug beim 1:1 n.V. gegen die Schweiz sogar die Kapitänsbinde, Wilhelm Hahnemann (Admira) erzielte beim 2:4 im Wiederholungsspiel das zwischenzeitliche 1:0. Im Finale setzte sich Italien gegen die ausschließlich aus den großen Budapetster Klubs Ferencváros, Újpest und Hungária zusammengesetzte ungarische Elf 4:2 durch. Auf beiden Seiten standen Spieler, die auch im Mitropa Cup ihre Spuren hinterlassen hatten, wie der zweifache Finaltorschütze Silvio Piola und Kapitän Giuseppe Meazza, bei den Magyaren Kapitän György Sárosi, wie Pál Titkos ebenfalls Finaltorschütze, oder Gyula Zsengellér.

Der Mitropa Cup startete eine Woche nach dem WM-Finale mit einer überraschenden 2:4-Niederlage Sparta Prags bei Genova 1893. Für eine weitere Überraschung schien zeitgleich auch der ungarische Neuling Kispesti AC sorgen zu können: Der von Ferenc Puskás sen. trainierte Stadtteil-Klub aus Budapest führte bei der AS Ambrosiana-Inter bis 20 Minuten vor Schluss 2:0, ehe Meazza und Pietro Ferraris aufdrehten und das Ergebnis auf 4:2 stellten (Rückspiel 1:1). Für Begeisterung sorgten derweil die rumänischen Vertreter Rapid Bukarest und Ripensia Timișoara, die das rumänische Meisterschaftsfinale bestritten hatten (Sieg für Timișoara) und nun Újpest und die Milan AS ausschalteten. Rapid brachte das Kunststück fertig, nach dem 1:4 in Újpest (drei Zsengellér-Tore) und einem 0:0 zur Pause des Rückspiels dieses noch 4:0 zu gewinnen. Der Schütze zum 3:0 war ein alter Bekannter: Es war ausgerechnet Ștefan Auer, der neun Jahre zuvor Újpest zum Mitropa-Cup-Triumph geschossen hatte und nun seine Karriere in seinem Geburtsland ausklingen ließ. Trainiert wurden die „Eisenbahner“ von Eduard Bauer, dem ehemaligen Erfolgstrainer Rapid Wiens. Timișoara verlegte sein Spiel gegen Milan, das sich zwei Jahre zuvor aus politischen Gründen von „Football Club“ in „Associazione Sportiva“ umbenennen musste, nach Bukarest und empfing die Rossoneri mit fünf WM-Teilnehmern, die sich allerdings gegen Kuba blamiert hatten. Die bekanntesten waren Abwehrchef und Kapitän Rudolf Bürger sowie die Stürmer Ștefan Dobai und Silviu Bindea. Die Mailänder wussten nicht, wie ihnen geschah, als der 19-jährige Adalbert Marksteiner (2) und Dobai zwischen der 33. und 38. Minute drei Tore erzielten. Bindea traf im Rückspiel, das in der Arena Civica aisgetragen wurde, früh zum 1:0 für die Rumänen, die zwar am Ende 1:3 verloren, aber eine Runde weiterkamen. Und Slavia? Das hatte einen schweren Rückschlag zu verkraften, denn Weltklasse-Keeper František Plánička hatte sich beim WM-Viertelfinale gegen Brasilien den Arm gebrochen und musste seine Karriere im Alter von 34 Jahren beenden. Immerhin stand er seinem Klub weiterhin als Torwarttrainer zur Verfügung, sein Nachfolger wurde der in der heutigen Ukraine (damals Österreich-Ungarn) geborene Alexa Bokšay. Der hatte im Erstrunden-Match beim Beogradski SK wenig zu tun, seine Vorderleute Rudolf Vytlačil, Vojtěch Bradáč und Václav Horák hatten schon nach 23 Minuten einen 3:0-Vorsprung herausgeschossen. Überhaupt Bradáč: 1936 war er mit 42 Toren Rekordtorschütze der ersten tschechoslowakischen Liga geworden und hatte mit seinen 42 Toren eine Bestmarke aufgestellt, die erst … Bican – tschechoslowakischer Torschützenkönig von 1938 bis 1947 – einige Jahre später knacken sollte. Ganz so einfach war es für Slavia in Belgrad dann aber nicht, nach 90 Minuten hieß es nur noch 3:2 für Slavia und im Rückspiel stand es lange 1:1, ehe Bican per Elfmeter kurz vor Schluss den Viertelfinal-Einzug sicherstellte. Unvergessen ist das, was anschließend folgte. Im Stadion Sparta, auf der anderen Straßenseite sozusagen, wohin Slavia hin und wieder auswich, wurde der italienische Meister mit 9:0 (2:0) auseinandergeschraubt. 20.000 Menschen wurden Augenzeugen, wie die Herren Bican (4), Vytlačil (2), Horák (2) und Bradáč die Nerazzurri schwindelig spielten und für eine Sternstunde in der Historie ihres Klubs sorgten. Das 1:3 im Rückspiel hatte nur chronistische Bedeutung. Der italienische Fußball wurde im Halbfinale durch Juventus (4:2, 2:1 gegen SK Kladno) und Genova 1893 (3:0, 1:2 gegen Rapid Bukarest) vertreten. Timișoara lieferte Ferencváros einen harten Kampf, doch vier Bindea-Tore reichten nicht, um die 4:5-Heimniederlage (drei Mal Géza Toldi) zu verhindern, das Rückspiel endete dank dreier Sárosi-Treffer 4:1 für „Fradi“.

Josef Bican

Das Finale sollte ohne italienische Beteiligung stattfinden. Wieder schaffte es Juventus nicht. Zwar gewannen die Turiner zu Hause gegen Ferencváros 3:2 (2:1) und hielten im Stadion Üllői út lange ein 0:0, doch dann machten Sárosi, der schon beide Tore in Turin erzielt hatte, und Tibor Kémeny die vierte Endspiel-Teilnahme des Titelverteidigers perfekt. Besser sah es zunächst für Genova 1893 aus. Arrigo Morselli, der sich von seinem ein Jahr zuvor im Duell mit Austria erlittenen Kieferbruch erholt zu haben schien, traf gegen Slavia Prag zwei Mal und führte die Genuesen zu einem überraschenden 4:2-Sieg, den sie eine Woche später auf dem Letná-Hügel vergolden wollten, was aber gründlich misslang, weil Bican vier Tore erzielte und somit Slavias 4:0 im Alleingang sicherstellte. Das Duell Ferencváros gegen Slavia hatte es bereits drei Mal gegeben, unter anderem im Achtelfinale 1936. Damals war „Fradi“ nach seinem 5:2-Heimspielsieg in Prag 0:4 untergegangen, am 4. September 1938 wollten es Sárosi und Co. besser machen. Und es gelang ihnen. Die Hausherren wurden von Kapitän Ferdinand Daučík aufs Feld geführt, einem gebürtigen Slowaken, der 1934 zu Slavia gestoßen war und nach seiner aktiven Zeit als Trainer in mehreren Ländern arbeitete. Mit dem CF Barcelona, für den sein Schwiegersohn László Kubala spielte, wurde er drei Mal spanischer Meister. Daučíks jüngerer Bruder Karol Daučík stand ebenfalls in der Startelf – ebenso wie der kleine Bruder des gegnerischen Kapitäns György Sárosi, Béla Sárosi. Nach tagelangem Regen war der Boden im Ausweichsstadion Masaryk tief und glitschig, beide Teams trafen je zwei Mal den Pfosten. Kemény brachte die Ungarn nach einer halben Stunde in Führung, doch Bican und Ladislav Šimůnek stellten noch vor der Pause auf 2:1. Im zweiten Abschnitt dominierte Ferencváros, kam aber durch Gyula Kiss lediglich zum 2:2-Ausgleich. Somit ging der FTC leicht favorisiert ins Rückspiel vor 40.000 im Stadion Üllői út, wo „Fradi“ im Mitropa Cup noch nie verloren und 19 seiner 21 Begegnungen gewonnen hatte. Doch die Partie in Franzstadt endete in einer Enttäuschung. György Sárosi spielte weit unter Form. Nach einer knappen Stunde ging Slavia durch Vytlačil in Front, Šimůnek erhöhte wenig später auf 2:0. Es war ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt für „Fradi“, die erste Heimniederlage in diesem Wettbewerb hinzunehmen. Die „Rotsterne“ krönten sich zum ersten Mal zum Champion, Bican wurde mit zehn Treffern Torschützenkönig. Slavia Prag, 1929 unterlegener Finalist und 1932 in aussichtsreicher Position disqualifiziert, hatte endlich den (mittel-)europäischen Thron bestiegen. Ganz besonders freute das einen alten Mann im Rollstuhl: Der Schotte Johnny Madden hatte Slavia von 1905 bis 1930 trainiert und zu unzähligen Titeln geführt. Selbst nach seinem Renten-Eintritt ließ er sich immer wieder auf dem Trainingsgelände blicken und rief Kommandos, so dass viele ihn, und nicht Trainer Jan Reichardt, als Vater dieses Erfolgs sahen.

1939 | Újpest Budapest

Der Zweite Weltkrieg, der offiziell am 1. September 1939 ausbrach, warf seine Schatten voraus. Der Mitropa Cup wurde von Anfang Juni bis Juli durchgepeitscht, das Teilnehmerfeld auf acht Mannschaften reduziert. Österreich, dessen Klubs unter dem Hakenkreuzbanner in der „Gauliga Ostmark“ des Deutschen Reichs den „nationalen“ Titel ausspielten, war erneut nicht dabei. Die Admira wurde Meister und qualifizierte sich anschließend sogar für das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, das sie gegen den FC Schalke 04 mit 0:9 verlor. Über die Gründe der Höhe der Niederlage kann nur spekuliert werden, Fakt ist, dass die Stammtorhüter Peter Platzer und „Toni“ Schall nicht spielen konnten. Als Begründung dafür gibt es verschiedene Quellen, eine behauptet, die beiden WM-Halbfinalisten von 1934 seien kurz vor dem Endspiel im Berliner Olympiastadion an die Front geschickt worden und verletzt zurückgekehrt. Wahrscheinlicher ist eine andere Quelle, die besagt: „Tage zuvor waren in einem bedeutungslosen Gauauswahlspiel zwischen der Ostmark und Schlesien Torhüter Platzer und Verteidiger Schall verletzt worden. ‚Absichtlich‘, wetterte man an der Donau, ‚denn Wien darf nicht gegen Schalke gewinnen.'“

Slavia Prag schied in der ersten Runde (Viertelfinale) des Mitropa Cups sang- und klanglos gegen den Beogradski SK aus, weil es dem 0:3 aus dem Hinspiel nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Bican hatte mit dem Pausenpfiff das 2:1 erzielt, Vytlačil aber nach einem darauffolgenden Faustkampf die Rote Karte gesehen. Im zweiten Abschnitt vergab Bican einen Foulelfmeter. Wie Lokalrivale Sparta, der ebenfalls im Viertelfinale (an Ferencváros) scheiterte, spielten die Prager unter der Flagge des Protektorats Böhmen und Mähren, unter das Nazi-Deutschland die Tschechoslowakei im März 1939 gestellt hatte. So ist auch das frühe Ausscheiden zu erklären, denn es ist fraglich, ob die böhmischen Klubs eine Erlaubnis zur Fortführung ihrer sportlichen Ambitionen erhalten hätten. Im Halbfinale dominierten schließlich die Budapester Vereine Újpest und Ferencváros, die jeweils Hinspiel-Niederlagen gegen den Beogradski SK (2:4) respektive Bologna (1:3) mit Kantersiegen zu Hause wettmachten. ÚTE, das im Viertelfinale durch zwei sehr späte Tore von Gyula Zsengellér und Géza Kocsis den Spieß gegen Ambrosiana-Inter gerade noch gedreht hatte, entzauberte den BSK in der zweiten Halbzeit durch fünf Zsengellér-Tore mit 7:1 (1:1), die anderen beiden Treffer steuerte Jenő Vincze (früher Bocskai FC, seit 1934 bei Újpest) bei. Einen Tag später avancierte Géza Toldi zum Matchwinner für „Fradi“. Der 30-jährige Stürmer erzielte alle vier Tore zum 4:1 (1:1)-Sieg von Ferencváros gegen Bologna, die letzten zwei entscheidenden in den Schlussminuten (84./86.). Zum zweiten Mal nach 1931 (Wien) fiel die Entscheidung um den Gewinn des Mitropapokals in einem Stadtderby. Und es wurde zu einer klaren Angelegenheit. Der Újpesti TE, der in dieser Saison erstmals von der künftigen Trainer-Legende Béla Guttmann gecoacht wurde, gab im Stadion Üllői út den Ton an und fuhr ein trockenes 4:1 (2:0) ein. Zwei Mal Zsengellér und Kocsis sowie der ewige György Sárosi auf der Gegenseite zum zwischenzeitlichen 1:3 trugen sich in die Liste ein. Die Fachleute trauten „Fradi“ dennoch zu, im Rückspiel im Stadion Megyeri út das Unmögliche möglich zu machen – und schienen recht zu behalten, als István Kiszely nach 29 Minuten auf 2:0 gestellte hatte. Nur ein Treffer fehlte zum Gesamtausgleich, doch die Guttmann-Elf behielt die Nerven. Sándor Ádám (54.) und István Balogh (82.) glichen die Partie zum 2:2 aus und sorgten dafür, dass ÚTE zum zweiten Mal nach 1929 – also nach exakt zehn Jahren – den Mitropa Cup gewann. Torschützenkönig wurde Zsengellér mit neun Treffern.

1940 | Abbruch

Rapid Wien gewann den Titel in der „Gauliga Ostmark“, Slavia vor Sparta die Meisterschaft der „Českomoravská liga“ im Protektorat Böhmen und Mähren, am Mitropa Cup durften die Klubs aus den früheren Nationen Österreich und Tschechoslowakei nach wie vor nicht teilnehmen. Überhaupt schien der populäre Wettbewerb nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs dem Ende geweiht, und die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich bald. Das letzte Spiel wurde am 10. Juli 1940 ausgetragen, es war das Halbfinal-Entscheidungsspiel zwischen Građanski Zagreb und Rapid Bukarest. Es endete 1:1 nach Verlängerung, der Losentscheid begünstigte die Rumänen, die dann aber nie zum Endspiel gegen Ferencváros antraten.

Der Mitropa Cup 1940 startete am 17. Juni mit einem 2:1-Sieg Rapid Bukarests bei Hungária, beide Tore markierte Vilim Šipoš, in Österreich geborener Ungar, der in Serbien aufwuchs – damals jeweils Österreich-Ungarn. Das Rückspiel im Stadion ANEF gewann Rapid mit 3:0. Im Halbfinale traf Rapid, das von Ștefan Auer (István Avar) trainiert wurde, auf Građanski Zagreb, jenen Klub, für den Šipoš von 1932 bis 1935 gespielt hatte und der Titelverteidiger Újpest gedemütigt hatte (4:0, 1:0). Beide Begegnungen blieben torlos, so dass es zum Entscheidungsspiel im serbischen Subotica kam. Als auch hier in 120 Minuten kein Sieger ermittelt werden konnte, entschied am Folgetag das Los – für Rapid. An eine Austragung der für Ende Juli vorgesehenen Finalspiele war aufgrund der verschärften Kriegssituation in Mitteleuropa allerdings nicht zu denken. Gegner wäre Ferencváros gewesen, das im Halbfinale den Beogradski SK ausgeschaltet (2:0 nach 0:1 im Hinspiel) und im Viertelfinale einen Rekord aufgestellt hatte, als es den Neuling Slavija Sarajevo nach einem 0:3 im Hinspiel mit sage und schreibe 11:1 aus dem Stadion Üllői út gefegt hatte. Obwohl die Budapester das Visum für das Hinspiel in Rumänien bereits erhalten hatten, weigerte sich Ferencváros, anzutreten. Als im Zweiten Wiener Schiedsspruch am 30. August 1940 Rumänien gezwungen wurde, Teile Siebenbürgens an Ungarn abzutreten, waren die Endspiele zwischen Rapid und Ferencváros endgültig kein Thema mehr. Und der Mitropa Cup Geschichte.

Die Zeit danach

Der Zweite Weltkrieg setzte der ersten Ära des Mitropapokals ein trauriges Ende. 1951 gab es einen Versuch, ihn wiederzubeleben. Der Wettbewerb, der 1951 in Wien in nur drei Tagen mit vier Teams als „Zentropapokal“ durchgespielt wurde, gilt auch in der Tat als sein legitimer Nachfolger, denn der Sieger Rapid Wien wird entsprechend in der Siegerliste geführt. 1955, ein Jahr nach Gründung der UEFA, nahm der neue Mitropa Cup seinen Spielbetrieb auf und erfreute sich anfangs sogar großer Beliebtheit. Das Finale von 1956 zum Beispiel im Népstadion von Budapest zwischen Vasas SC und Rapid Wien sahen über 100.000 Menschen. Vasas, der „Klub der Eisen- und Stahlarbeiter“, gewann den neuen Mitropa Cup sieben Mal und ist somit Rekordchampion. Auch Klubs aus der ersten Ära konnten den Pokal erneut gewinnen: Bologna 1961 und Sparta Prag 1964. Doch durch den parallel eingeführten Europapokal der Landesmeister, bei dem alle Meister der UEFA-Verbände startberechtigt waren, wurde der Mitropa Cup stark abgewertet und verlor nach und nach an Bedeutung – auch wenn ihn die kleineren Vereine, die ihn gewannen, gerne in den Briefkopf nahmen. Nach der Ausgabe 1992 wurde er schließlich eingestellt. Ausrichter Foggia Calcio war im ersten Spiel gegen Borac Banja Luka ausgeschieden, das Finale gegen den Vasutas SC aus Budapest wollten nur 900 Zuschauer sehen. Borac Banja Luka siegte im Elfmeterschießen, während in der Heimat der Bosnienkrieg begann.

Der Donaufußball

Die Vereine der ersten Epoche von 1927 bis 1940 haben die Geschichte und Entwicklung des Fußballs entscheidend geprägt. Die ursprünglichen schottischen Einflüsse, die Trainer wie John Dick, Johnny Madden oder Jimmy Hogan nach Mitteleuropa brachten, wurden angepasst, verfeinert und schließlich in die „Budapester“, „Prager“ oder „Wiener Schule“ überführt. In Wien wurde das Kurzpass- und Kombinationsspiel, das hohe technische Fertigkeiten erforderte, die die Kinder mit ihren Lumpenbällen in den Gassen der Arbeiterviertel beim „Ballestern“ erlernten, „Scheiberlspiel“ genannt. In Prag hieß diese Form des „Straßenfußballs“ mala ulica, „kleine Gasse“.

Einerseits sollten ihre Erfolge aus dieser Zeit nicht überhöht werden, da der Wettbewerb eben auf Mitteleuropa beschränkt war und auch in anderen Nationen professionell Fußball gespielt wurde: Natürlich in Schottland und England, aber auch in Spanien und Frankreich und selbst im Deutschen Reich – auch wenn der Profifußball in Deutschland offiziell erst 1972 eingeführt wurde. Fakt bleibt aber, dass die teilnehmenden Länder, die aus der Donaumonarchie hervorgegangen waren, damals tatsächlich zur kontinentalen und auch zur Weltspitze gehörten, was die Auftritte ihrer Auswahlmannschaften belegten: Italien als zweifacher Weltmeister 1934 und 1938 und die Tschechoslowakei sowie Ungarn als die die jeweiligen Vize. Nicht zu vergessen Österreich mit seinem „Wunderteam“ 1931 bis 1933. Und auch Jugoslawien sowie Rumänien als erste europäische Vertreter bei einer Weltmeisterschaft (1930 zusammen mit Belgien und Frankreich). Die Teams aus Prag, Wien und Budapest waren auch ohne direkte Vergleiche mit den großen Klubs aus anderen Nationen sicher ganz weit oben einzuordnen.

Fakt ist aber auch, dass diese Vereine – mit Ausnahme der Italiener – zwar in den nationalen Ligen tonangebend blieben, aber nie mehr in die Nähe dieser internationalen Erfolge kamen. Hungária alias MTK (1964), Ferencváros (1975), Rapid Wien (1985, 1996) und die Austria (1978) erreichten je einmal das Finale im Europapokal der Pokalsieger, gingen aber allesamt als Verlierer vom Platz. Slavia Prag (UEFA-Pokal 1996) und Újpest (Europapokal der Landesmeister 1962 und 1974) erreichten noch ein Halbfinale.

Ähnlich wie der niederländische Voetbal totaal, der die 1970er Jahre dominierte und anschließend von Johan Cruijff nach Barcelona und somit in „die weite Welt“ hinausgetragen wurde, war die „österreichisch-ungarische Fußballschule“ der 1930er Jahre stilbildend. Als ihre Multiplikatoren sorgten viele mitteleuropäische Trainer, die später in in den großen internationalen Ligen sehr gefragt waren, wie zum Beispiel Árpad Weisz oder Béla Guttmann, der mit Benfica Lissabon zwei Mal den Cup der Landesmeister gewann, oder auch Ernst Happel, der seine aktive Laufbahn 1942 bei Rapid Wien begann und als Spieler wie Trainer (u.a. in den Niederlanden) viele Erfolge feierte. Ștefan Kovács war als Spieler für Timisoara aktiv und coachte später unter anderem Ajax Amsterdam zu seiner Blütezeit Anfang der 1970er Jahre.

Siegerliste

Bologna SC 2 [2-0]
Sparta Prag 2 [2-2]
Austria Wien 2 [2-0]
Ferencváros Budapest 2 [2-3]
Újpest Budapest 2 [2-0]
Rapid Wien 1 [1-2]
First Vienna 1 [1-1]
Slavia Prag 1 [1-1]
Wiener AC 0 [0-1]
AS Ambrosiana 0 [0-1]
Admira Wien 0 [0-1]
Lazio Rom 0 [0-1]

Österreich 4 [4-5]
Ungarn 4 [4-3]
Tschechoslowakei 3 [3-3]
Italien 2 [2-2]

Vereine: 42
Nationen: 7 [Österreich 6, Tschechoslowakei 8, Ungarn 7, Jugoslawien 4, Italien 10, Schweiz 4, Rumänien 3]
Meiste Teilnahmen: Slavia Prag, CZE, 13
Rekordtorschütze: Jaroslav Burgr, Sparta Prag, 50
Rekordtorschütze: György Sárosi, Ferencváros Budapest, 49

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